Salty

start: 18:44

we hide our fears ’cause everyone does
we hide our tears, yeah boys, i’m talking about us

they never tell you what you gotta do with all the feelings inside you except anger
let them flow, force yourself, it won’t change itself
the disappointment, the overtaxing, the sadness, the uncertainty
stop turning all to rage, stop salting your wounds

and why do you really drink and blaze? i guess you compensate
can’t talk about what’s really cracking you but strung out everything’s ok

they always told us to be strong but never what we
gotta do with all the feelings inside us except anger
let them flow, force yourself, it won’t change itself
the disappointment, the overtaxing, the sadness, the uncertainty
stop turning all to rage, stop salting your wounds
[stop salting your wounds before you get inedible]

question your anger!


In Salty geht es um die kritische Auseinandersetzung mit dem Männlichkeitsverständnis, das die Gesellschaft heranwachsenden Männern mitgibt und das uns lange als erstrebenswert verkauft wurde – Der Text ist auch ein Ergebnis meines Eingeständnisses, dass ich Einiges von dem, was als Merkmale toxischer Männlichkeit gilt, auch an mir selbst feststellen musste und seit dem Beginn der Auseinandersetzung damit nach und nach versuche, diese Tendenzen abzustellen oder zumindest einzudämmen, darüber zu sprechen und sie für mich selbst richtig einzuordnen.

Das Konzept der toxischen Männlichkeit (und ja, die Vokabel wurde tatsächlich in den letzten Jahren regelrecht inflationär verwendet, was sie aber nicht weniger relevant macht) bezieht sich grob gesagt auf die gesellschaftlich geltende Vorstellung davon, was „Männlichkeit“ ist und beschreibt die Selbstbilder und das Verhalten von Männern, deren Beziehungskonzepte und ihre kollektiven Strukturen. „Yeah Boys, I’m talking about us“. Wir mussten unsere Männlichkeit, oder eben das, was wir dafür zu halten hatten, über Jahre immer wieder uns selbst und anderen gegenüber beweisen, um nicht durchs Raster zu fallen. Peer Pressure, kränkende Aussagen und verletzendes Verhalten, Wettkampf, Drogenkonsum etc. Aggressivität und Härte als angelernte Tugend, niemals Schwäche oder ehrliche Gefühle zeigen. Liebevoller oder zärtlicher Umgang, vielleicht sogar unter- und miteinander? C’mon. Die Beziehung mit deiner ersten großen Liebe mag gerade zerbrochen sein, aber mehr als ein Schulterklopfer ist leider nicht drin. Kopf hoch, andere Mütter haben auch schöne Töchter, wa? Komm Meiner wir gehen uns jetzt ein reinsaufen.

Wohl alle Cis-Männer [also Männer, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde] haben toxische Männlichkeit in einem gewissen Maße erlernt und tragen entsprechende Mängel mit sich rum, die sie als solche aber niemals wahrgenommen hätten, weil es eben typisch und irgendwie erwünscht ist – deshalb aber nicht weniger kritisch. Viele dieser Männer haben Probleme in der Beziehung zum eigenen Körper und damit, sowohl eigene Grenzen als auch die anderer Personen anzuerkennen. Es mag noch so banal klingen, aber viele haben einfach nie gelernt, tatsächliche Gefühle auch als solche zu erkennen, zum Vorschein zu bringen und zu verarbeiten. Stattdessen ist es vielmehr der gebotene Weg gewesen, jegliche negativen Empfindungen zu unterdrücken, sie mit sich selbst auszumachen und im Endeffekt als Wut zu kanalisieren, weil das nämlich eine erlaubte Gefühlsregung ist. Und diese Wut kann sich auf verschiedenen Wegen kanalisieren, aber in den allerseltensten Fällen nimmt das ein gutes Ende. Nicht für andere Personen und nicht für einen selbst. Das zeigt sich etwa in der Nachlässigkeit vieler Männer gegenüber der eigenen Gesundheit und ihrem Körper, der Tendenz zu Vereinsamung, Selbstmitleid und dem Eingehen von Risiken sowie einer erhöhten Suchtanfälligkeit. Sich kritisch mit dem Auseinanderzusetzen was uns als „normal“ vermittelt wurde, ist niemals einfach – aber dennoch nötig. Die Männlichkeit ist in Gefahr? Gut so. Tradierte Rollenbilder und Vorstellungen werden zunehmend aufgebrochen – daran werden weder die reaktionäre Kräfte und konservative Theoretiker_innen noch Slavoj Žižek etwas ändern.

Wir müssen uns die Angst davor nehmen, über unsere Empfindungen ehrlich zu sprechen, aufhören das überhaupt als Schwäche anzusehen und die Furcht davor verlieren uns angreifbar zu machen. Für uns selbst und unser gesamtes Umfeld.


The song is about the critical examination of the understanding of masculinity that society gives to adolescent men and that has long been told us to be desirable. For years we had to prove our masculinity, or what we had to believe to be it, to ourselves and to others in order not to fall through the raster. Peer pressure, offensive statements and injurious behaviour, competition, drug use etc. are all factors that have a negative impact on our lives. Aggressiveness and hardness as a learned virtue, never showing weakness or honest feelings. Loving or tender contact, perhaps even among and with each other? Unthinkable. Probably all Cis-men have learned toxic masculinity to a certain extent and carry corresponding deficiencies with them, which they would never have noticed as such, because it is typical and somehow wanted – but therefore not less critical. Many men have problems in their connection to their own bodies and in recognizing their own limits and borders as well as those of others. We have learned that any negative emotions must be suppressed, processed with ourselves and finally channelled as anger, because that is a permitted emotion. And this anger can be channelled in different ways, but in the rarest cases it comes to a good end. To be critical of what we are told is “normal” is never easy – but necessary. Masculinity is in danger? That’s good.