Contradictions

start: 09:07

my life’s a contradiction, i am always torn inside
and always questioning my biography, an erratic turning tide
so what the fuck are you going to do, kid?
main thing: more than just complain, forever ratting at the chains
more than just quite pretend

how far is too far? conformism, confrontation
at some point you’ve got to choose your way – i did, do i have to stay?
with prospects shining bright it’s not easy to not lose sight

wage work belongs abolished, optimization craze sucks
for this purpose, for this outlook, in fact we work ’til we go nuts
in fact we optimize our friendships, our leisure, ourselves
and we better don’t ask ourselves whether it’s worth or not

withstand the contradictions

my life’s a single restlessness, i’m always on the run
each week is seven to-do-lists, until all tasks and me are done
guilty conscience and demands to myself
it’s not easy to confess this cocktail just won’t let me rest
i can’t stand lazyness and i hate me for that

wage work belongs abolished, optimization craze sucks
for this purpose, for this outlook, in fact we work ’til we go nuts
in fact we optimize our friendships, our leisure, ourselves
and we better don’t ask ourselves whether it’s worth or not
we have to find a way. we have to find a way. we have to find a way.
there has to be a way.


Wir alle tragen Widersprüche mit uns herum, die wir wahlweise aushalten müssen, auflösen können, zelebrieren oder auf kurz oder lang daran zu Grunde gehen. Insbesondere in aktivistischen Kreisen ist es weit verbreitet, gemeinsam vor dem Hintergrund eines großen Ziels (platt gesagt: dem Erreichen einer wie auch immer gearteten befreiten Gesellschaft) und in Konfrontation mit den gegenwärtigen Zuständen Selbstausbeutung im großen Stil zu betreiben, die unter dem Deckmantel der „ehrenamtlichen Arbeit“ läuft und oft nicht mal das als solches anerkannt wird. Wir wollen andere Gesellschaftsentwürfe aufzeigen und dafür werben, sei es durch kulturelle Veranstaltungen oder durch Bildungsarbeit, durch Demonstrationen, über Medien etc. Wir wollen in einer Gesellschaft leben in der keine Person dazu gezwungen ist, sich stets und ständig zu optimieren oder von einer exakt getimedten Verpflichtung zur nächsten zu hetzen, in der ein solidarisches Miteinander die wichtigste Konstante und keine Person verpflichtet ist, sich mittels entfremdeter Lohnarbeit ausbeuten zu lassen. Doch zeitgleich unterliegen wir allesamt den Zwängen dieses Systems und können uns ihm nicht entziehen. Wir müssen lohnarbeiten gehen und Reproduktionsarbeit (also z. B. Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeiten, wobei genau genommen ehrenamtliches Engagement auch mit reinzählt) verrichten, was eben zur Selbsterhaltung so notwendig ist. Aber: politischer Aktivismus ist Arbeit – ganz egal ob in Bündnissen, Politgruppen, Konzertcrews, Parteien, Künstler_innenkollektiven, Wohn- oder Kulturprojekten oder woauchimmer. Es ist kein „normales“ Hobby, es geht einher mit Organisation, Anstrengung, Streit, Struktur, Austausch und ständig wechselnden Herausforderungen. Mit Verpflichtungen, die man sich selbst und die Gruppe einem_einer auferlegt. Wir wenden viel Zeit dafür auf, um mit Leuten die uns nahestehen Dinge zu organisieren, die wir für wichtig halten und sind oft Frustrationen ausgesetzt – sei es wegen fehlender Resonanz auf unser Handeln, ständigem Gegenwind, Stagnation oder dem unverhältnismäßig großen Aufwand bei Vor- und Nachbereitungen, den niemand versteht, der_die nicht selbst in diesem Sinne aktiv ist. Wir müssten das alles nicht tun und irgendwie müssen wir es doch. Es scheint unmöglich, wirklich richtige Entscheidungen zu treffen wenn es darum geht, alle Dinge die einem_einer wichtig vorkommen, miteinander in Einklang zu bringen – zumindest ist das der Eindruck, der sich ständig einstellt. Und da will ich noch gar nicht darüber sprechen wie es sich auswirkt, wenn man* sich um Kinder oder pflegebedürftige Menschen zu kümmern hat. Ein Freund hat neulich einmal gesagt, dass es ihm vorkäme als hätte er kaum Freund_innen, sondern nur noch Genoss_innen. Das hat mich ins Grübeln gebracht, weil es so hart klingt und einen wahren Kern beinhaltet.

Während ich hier versucht habe das Grundthema zu beleuchten in das sich diese Lyrics einsortieren lassen, so muss ich sagen dass der Text selbst der für mich persönlichste ist und es mich einige Überwindung gekostet hat, die Eingeständnisse aus der Reflektion über meine letzten 4, 5 Jahre im Spannungsfeld zwischen politischem Aktivismus in verschiedenen Gruppen, Musik in verschiedenen Projekten, Studium, Lohnarbeit, alten und neuen Freundschaften, Beziehung, Familie, Bildung und Freizeit so pointiert aufs Papier zu bringen.


Especially in activist circles it is widespread to engage in large-scale self-exploitation, under the guise of “volunteer work” and often not even recognized as such, against the background of a major goal and in confrontation with the present conditions. We want to point out and promote other social concepts, be it through cultural events or educational work, through demonstrations, through the media, etc. We want to live in a society in which no person is forced to constantly optimize him- or herself or to rush from one precisely timed obligation to the next, in which solidarity with one another is the most important constant and no person is obliged to be exploited by means of alienated wage work. At the same time, however, we are all subject to the constraints of this system and cannot escape it. We must go to paid work and do reproduction work. It seems impossible to make really right decisions when it comes to reconciling all things that seem important to you – at least that’s the impression that comes up all the time.